Im Jahr 1963 stiegen unsere Fußballer nach dreizehnjähriger A-Klassenzugehörigkeit in die B-Klasse ab. Wenngleich aufgrund einer Spielklassenreform bereits ein Jahr später der zweite Tabellenplatz zum Wiederaufstieg genügte, gelang es der SG Bad Soden nicht mehr, sich in der A-Klasse zu etablieren. Bereits 1966 erfolgte der erneute Abstieg in die B-Klasse, was den gesamten Verein in eine tiefe Krise stürzte.

Erst unter der Führung von Werner Wolf, der auf der Generalversammlung 1968 zum 1. Vorsitzenden gewählt wurde, konnte die Talsohle überwunden werden, und die SG Bad Soden blickte nun wieder zuversichtlich in die Zukunft.

Im März 1969 wurde die Trainingsleitung an Winfried Lange übergeben, der hauptberuflich an der Grundschule in Bad Soden als Sportlehrer tätig war. Unter Winfried Lange, der selbst niemals in einer Vereinsmannschaft Fußball gespielt hatte, standen die beiden Faktoren Disziplin und Kondition im Mittelpunkt der Trainingsarbeit; selbst bei schlechtem Wetter fiel das Training nicht aus, sondern wurde in die Turnhalle oder in die Räumlichkeiten der Grundschule verlegt. Der tadellose Fitnesszustand war dann auch die Grundlage für die Rückkehr in die A-Klasse, was gleichzeitig auch die Initialzündung für einen rasanten sportlichen Aufschwung war, an dessen Ende zehn Jahre später der Aufstieg in die dritthöchste deutsche Spielklasse stehen sollte.

Für Winfried Lange blieb die einjährige Episode bei der SG Bad Soden ein einmaliger „Ausflug“ in das Fußballgeschäft.

1970 – Meister der B-Klasse Schlüchtern (Hinten von links: Hans Greb, Emil Sponner, Konrad Batsch, Franz Solero, Peter Ruppel, Günther Grauel, Klaus Honikel, Jürgen Nill, Wolfgang Honikel, Heinrich Mathes, Trainer Winfried Lange, 1.Vorsitzender Werner Noll, Vorn von links: Ernst Grauel, Stefan Gaul, Karlheinz Wolf, Heinz Dietz, Werner Noll, Peter Stolberg, Dietmar Vonderlehr)

Diesmal war die A-Klasse allerdings lediglich ein Etappenziel auf dem Weg nach oben. Vom damaligen Gruppenligisten (heutige Verbandsliga) FV Steinau wechselten die Spieler Hans Mattner, Horst Heid, Hans-Georg Schießer und der leider viel zu früh verstorbene Hugo Noll an die Bornwiese. Der nächste Titel war somit vorgezeichnet und unter der sportlichen Leitung von Trainer Erich Kling aus Roth verwirklichte die Mannschaft 1972 den Traum von der Bezirksliga Fulda (heutige Gruppenliga), den bereits die Männer von 1955 vor Augen hatten.

Die SG Bad Soden war nun erstmals in der Vereinsgeschichte auf Bezirksebene angesiedelt. Das Jahr 1972 markierte auch einen Führungswechsel an der Vereinsspitze. Auf Werner Wolf, der den Verein in einer schwierigen Phase übernahm und unter dessen Führung die SG Bad Soden wieder in die Erfolgsspur zurückkehrte, folgte Walter Nix.

1972 – Meister der A-Klasse Fulda Süd (Hinten von links: Trainer Erich Kling, Werner Wolf, Konrad Batsch, Ernst Grauel, Reinhold Wolf, Josef Hausmann, Jürgen Nill, Werner Noll, Peter Stolberg, Peter Ruppel, Hugo Noll, 1. Vorsitzender Walter Nix, Vorn von links: Hans Mattner, Dieter Diesterweg, Horst Heid, Hans-Georg Schießer, Heinz Ernst, Heinz-Dieter Keune)
Von links: Josef Hausmann, Hugo Noll, Walter Nix (1.Vorsitzender)
Kreisfußballwart Merkel (mit Blumenstrauß) bei der Meisterehrung

Während die SG Bad Soden Anfang der 70er- Jahre also von Erfolg zu Erfolg eilte, konnte die Infrastruktur an der Bornwiese mit dem rasanten sportlichen Aufschwung jedoch nicht Schritt halten. Insbesondere das Fehlen eines eigenen Vereinsheims bereitete den Verantwortlichen erhebliches Kopfzerbrechen.

Allen Beteiligten war klar, dass die weitere Entwicklung des Vereines schnell an ihre Grenzen stoßen würde, falls diesbezüglich keine geeignete Lösung herbeigeführt werden könnte.

Wenngleich dem Verein seit 1962 in der Gaststätte „Zur Fröhlichkeit“ Umkleideräume und sanitäre Einrichtungen zur Verfügung gestellt wurden, war diese Konstellation nicht mehr zukunftsfähig (vor 1962 nutzte die SG Bad Soden entsprechende Räumlichkeiten in der Vereinsgaststätte „Zur Hoffnung“).


Unser altes Sportlerheim kurz vor dem Abriss Mitte der 90er- Jahre

Unter Federführung des benachbarten GV-Liederkranz und des Musikvereins „Cäcilia“, die ebenfalls auf der Suche nach einem Domizil waren, wurden von der Deutschen Bundesbahn in Hanau zwei gebrauchte Holzbaracken erworben und nach Bad Soden transportiert. So entstand oberhalb des alten Sportgeländes das Vereinsheim des GV-Liederkranz und des Musikvereines, während am anderen Ufer der Salz – unter großem Engagement der Mitglieder – das Sportlerheim der SG Bad Soden errichtet wurde.

Unter heutigen Gesichtspunkten mag sich das alte Sportlerheim sehr bescheiden ausnehmen. Für die SG Bad Soden bedeutete die Errichtung dieses Gebäudes damals allerdings einen Quantensprung. Der Traum vom eigenen Sportlerheim wurde Wahrheit und der zweckmäßige Bau mit seiner besonderen Atmosphäre und Gemütlichkeit diente unserem Verein bis zum Umzug in das neue Sportlerheim (1995) über zwanzig Jahre als Unterkunft.

Nach dem Aufstieg in die Bezirksliga Fulda (heutige Gruppenliga) kam der SG Bad Soden auch in der neuen Spielklasse eine gute Rolle zu. Die Spielstärke der Mannschaft wurde kontinuierlich verbessert, und vor der Spielzeit 1974/75 übernahm Hugo Noll die Funktion des Spielertrainers. Unter seiner Regie gelang 1975 die Meisterschaft in der Bezirksliga Fulda und der damit verbundene Aufstieg in die Landesliga Hessen Nord (heutige Verbandsliga). Vor 1000 begeisterten Zuschauern sicherten sich unsere Grün-Weißen einen Spieltag vor dem Saisonfinale mit einem 5:0 Heimsieg über den VfL Eiterfeld den Titel. Mit 52:16 Punkten bei einem Torverhältnis von 108:50 wurden die Konkurrenten vom TSV Künzell (2.) und der SG Hessen Bad Hersfeld (3.) klar in die Schranken gewiesen. Erfolgreichster Torschütze der SG war Spielertrainer Hugo Noll mit 30 Treffern. Ihm folgten Franz Koschella und Hans Mattner mit jeweils 20 Treffern.

Die Meister von 1975 läuteten eine mittlerweile 35 Jahre andauernde Ära ein, in deren Verlauf die SG Bad Soden – abgesehen von zwei kurzen Unterbrechungen – nun insgesamt bereits 40 Jahre auf Verbandsebene (davon 6 Jahre Hessenliga) angesiedelt ist.

1975 – Meister Bezirksliga Fulda (Hinten von links: Werner Noll, Peter Stolberg, Wolfgang Noll, Peter Fritz, Wolfgang Felber, Hugo Noll, Hans Mattner, Vorn von links: Ernst Grauel, Norbert Grauel, Rainer Kreppenhofer, Hans-Georg Schießer, Erhard Weber, Richard Hummel)

Nach der Bezirksligameisterschaft legte der seitherige Spielertrainer Hugo Noll sein Amt nieder, um sich ganz auf seine Spielerfunktion konzentrieren zu können.

Als Nachfolger wurde der ehemalige Regionalligaspieler Bernd Zimmer (ehemals u.a. Borussia Fulda, Offenbacher Kickers) verpflichtet.

Die SG Bad Soden akklimatisierte sich erstaunlich schnell in der neuen Umgebung und belegte in der Endabrechnung der ersten Landesligaspielzeit (1975/76) mit 33:27 Punkten bei einem Torverhältnis von 69:55 Toren den 6. Tabellenplatz.

Das zweite Landesliga-Jahr wurde von einem schweren Schicksalsschlag überschattet, der nicht nur bei der SG Bad Soden, sondern auch bei vielen Fußballfreunden in Ost- und Nordhessen tiefe Trauer auslöste. Am späten Nachmittag des 24. April 1977 verstarb im Kasseler Elisabethkrankenhaus die Seele unserer Landesligamannschaft, der 28-jährige Hugo Noll, an den Folgen eines Herzinfarktes, den er wenige Stunden zuvor während der Landesligabegegnung beim VfL Kassel erlitt.

Mit Hugo Noll musste die SG Bad Soden von einer Persönlichkeit Abschied nehmen, die dem Fußball in Bad Soden zum Durchbruch verholfen hat. Obwohl ihm nur wenige Jahre (1971 -1977) bei der SG Bad Soden beschieden waren, gab dieser überragende Fußballer der Mannschaft erst das Gepräge und soviel Aufwind, dass ihr auch nach seinem Tode der weitere Weg nach oben möglich war.

In der Endabrechnung dieser von der Trauer über den viel zu frühen Tod eines großen Sportmanns überschatteten Spielzeit 1976/77 gelang der SG Bad Soden mit dem 6. Platz (67:49 Tore, 34:26 Punkte) eine Wiederholung des Vorjahresergebnisses



Hugo Noll