Offizielles Gründungsdatum der SG Bad Soden ist der 3.Mai 1911. Damals versammelten sich im Lokal „Zum goldenen Hirsch“ Karl Laberenz, Otto Henrich, Johann Dill, Karl Dill, Karl Bartholome, Julius Schneider, Andreas Henrich, Gottfried Henrich, Wilhelm Hausmann, Jakob Auth, Lorenz Hausmann, Heinrich V. Wilhelm und Emil Wolf und riefen den Fußballclub „Victoria“ ins Leben.

Erst elf Jahre zuvor wurde in Leipzig der Deutsche Fußball-Bund gegründet, und der organisierte Spielbetrieb steckte noch in seinen Kinderschuhen. Im deutschen Kaiserreich des Jahres 1911 wurde die „Leibesertüchtigung bzw. -erziehung“ noch von der deutschen Turnbewegung dominiert, die in Schule, Militär und Gesellschaft fest verankert war. Der Fußballsport war damals von seiner gesellschaftlichen Anerkennung, wie wir sie heute kennen, noch weit entfernt, was die damaligen Bad Sodener Fußballpioniere aber dennoch nicht abhalten konnte, ihren geliebten Fußballsport auszuüben.

Als erstes Sportgelände diente den Gründungsvätern ein Gelände auf der Brach (der heutigen Karl-Roth-Straße). Hier wurde das Fußballspielen allerdings nach kurzer Zeit von der Ortspolizei unterbunden, und die jungen Fußballer wichen an die Stiefelseich aus. Da sich dieser Standort als sehr ungeeignet erwies, ging es weiter zum Traroth. Aber auch hier wurden die Fußballer nicht heimisch, und nach einem kurzen Intermezzo auf einer Wiese am Turnerweg fiel die Wahl auf die Bornwiese, die auch heute noch Heimstätte unserer SG Bad Soden ist. In den Anfangsjahren war von den jungen Fußballern viel Enthusiasmus, Idealismus und Kreativität gefordert; an eine angemessene Infrastruktur im heutigen Sinne war überhaupt nicht zu denken.

1985 – Gründungsmitglied Jakob Auth

Die Schilderungen unseres Gründungsmitglieds Jakob Auth (gest. 21.12 1990) aus dem Jahre 1985 vermitteln uns einen Eindruck über die damaligen Rahmenbedingungen. „Den sportlichen Ambitionen waren bei der damaligen Arbeitszeit, die von morgens sechs bis abends achtzehn Uhr ging, gewisse Grenzen gesetzt. Schwierig waren auch die Platzverhältnisse. Um die wechselnden Spielstätten herzurichten, mussten wir nicht nur Sträucher und Heidekraut entfernen, sondern die Plätze auch in Eigenarbeit einebnen.“, so Jakob Auth.

Es versteht sich von selbst, dass auch die Spielkleidung und das Sportgerät von den Aktiven selbst zu beschaffen waren.

Erheblich gehemmt wurde die Entwicklung des jungen Vereines durch den heraufziehenden Ersten Weltkrieg. Viele Mitglieder wurden zum Kriegsdienst einberufen, und der Spielbetrieb kam bis zum Kriegsende fast vollständig zum Erliegen.

Nach diesem Krieg, der auch die SG Bad Soden nicht vom Verlust wertvoller aktiver und passiver Mitglieder verschonte, dauerte es eine geraume Weile, bis sich die Menschen von den furchtbaren Geschehnissen erholt hatten und die Vereinsarbeit wieder auflebte. Unter großen persönlichen Opfern wurde nach dem Ersten Weltkrieg der Sportbetrieb wieder aufgebaut und weitergeführt. Da gab es keine Omnibusse oder PKW´s, die die Spieler bequem zu den Spielen brachten. Da war König, wer ein Fahrrad besaß; die meisten machten sich jedoch schon rechtzeitig zu Fuß auf den Weg, um pünktlich zum Spielbeginn an Ort und Stelle zu sein. Trikots, Schuhe und Bälle gab es nicht gratis, dazu reichte die Vereinkasse bei Weitem nicht. Aber das alles war letzten Endes die Grundlage für die Begeisterung und echte Sportkameradschaft, die damals herrschte und heute oftmals leider fehlt. Heute mag alles viel feiner und bequemer geworden sein, und wir sind in vielen Dingen sehr verwöhnt. Deshalb können wir nicht oft genug diese Zeiten in uns wachrufen, damit der echte und wahre Sportgeist nicht verloren geht.

1934 – Victoria Bad Soden

Nach dem Zweiten Weltkrieg mussten in der amerikanischen Besatzungszone gemäß dem geltenden Militärstatut alle Vereine neu gegründet werden. Unter der Federführung des Metzgermeisters Walter Wolf ergriffen die Heimkehrer aus Krieg und Gefangenschaft bereits 1946 die Initiative und ließen ein Jahr nach Kriegsende in der Gaststätte „Zur Hoffnung“ unter der heutigen Bezeichnung „Sportgemeinschaft“ den Fußball in Bad Soden wieder aufleben. In den Hungerjahren nach 1945 war die Vereinsgaststätte eine wichtige Anlaufstelle für unsere Fußballer. Hier blieb keiner hungrig, und deshalb schlossen sich zu dieser Zeit sogar Spieler aus Frankfurt der SG Bad Soden an. Nach der Neugründung wurde die Sportgemeinschaft dem Fußballkreis Gelnhausen zugeordnet und spielte mit der 1.Mannschaft in der B-Klasse Gelnhausen.

1946 – Fußballer der SG Bad Soden (von links: Alfred Grauel, Josef Grauel, Werner Konka, Norbert Mosler, Heinz Hausmann)
1948 – Fußballer der SG Bad Soden (Hinten von links: Anselm Zengerle, Josef Wolf, Heinz Hausmann, Alfred Grauel, Franz Josef Faust, Werner Konka, August Klug Mitte von links: Werner Betz, Josef Grauel, Josef Botsch, Vorn von links: Alfred Hild, Hans Röhrich, Ernst Wolf)
1946 – 1.Mannschaft mit Vorstand (Hinten von links: Christoph von Stieglitz, Christian Hofacker, Walter Wolf, Adam Grauel, Freiwald, Matthäus, Hans Wolf, Alois Wolf, Rudolf Mathes, Adam Grauel, Anselm Zengerle, Mitte von links: Karl Grauel, Paul Henk, Schneider, Vorn von links: Friedel Seyler, Horst Diesterweg, Martin Engelhardt)
1948 – Damenhandball (Hinten, von links: Trainer Schwarz, Betty Bertram, Marga Lobe, Hedwig Wolf, Hedwig Hofacker, Ellen Bös, Anni Kosel, Mia Herr, Elfriede Kloberdanz, Zehner, Marianne Keber, Betreuer Kuhn , Vorn von links: Elfriede Eichenbrod, Lina Jöckel, Gisela Bartsch)

Ende der 40er- Jahre wurde der Einspartenverein SG Bad Soden um eine Damen-Feldhandballabteilung erweitert. Feldhandball war damals eine sehr populäre Sportart, die auf einem Rasenplatz ausgetragen wurde, der der Größe eines Fußballfeldes entsprach.

Nachdem der Feldhandball zusehends vom Hallenhandball verdrängt wurde, löste sich auch die Feldhandballabteilung der SG Bad Soden nach einigen Jahren wieder auf.

Mit der Meisterschaft in der B-Klasse Gelnhausen wurde in der Spielzeit 1949/50 der erste Titel in unsere Badestadt geholt. Der damit verbundene Aufstieg war gleichzeitig auch mit einem Wechsel in den Fußballkreis Schlüchtern verbunden, dem der Verein auch heute noch angehört.

Die SG Bad Soden spielte fortan in der A-Klasse Fulda Süd (vergleichbar mit der heutigen Kreisoberliga) und errang fünf Jahre später, in der Saison 1954/55, erstmals den Meistertitel in dieser Spielklasse. Nach Beendigung der Punktspiele lag die SG Bad Soden mit den Vereinen SV Flieden und SG Rommerz punktgleich an der Tabellenspitze.

Da das Torverhältnis damals noch nicht ausschlaggebend war (die SG Bad Soden hatte das weitaus beste), musste die Meisterschaft in einer Entscheidungsrunde entschieden werden. Hier setzte sich die Mannschaft von Trainer Siebert auf dem neutralen Platz in Elm gegen die SG Rommerz klar mit 5:2 durch. Nachdem an gleicher Stelle auch das zweite Entscheidungsspiel gegen den SV Buchonia Flieden mit 3:1 gewonnen werden konnte, war das große Ziel erreicht und die Begeisterung in unserer Badestadt war grenzenlos. In der anschließenden Aufstiegsrunde forderte der Kräfteverschleiß aus den vorausgegangenen Entscheidungsspielen aber seinen Tribut, und der Aufstieg in die 2. Amateurliga blieb der Meistermannschaft leider verwehrt

1950/51 – Jugendmannschaft der SG Bad Soden (Hinten von links: Betreuer Werner Eckert, Josef Wolf, Alfred Mathes, Werner Betz, Alfred Nix, Egon Lück, Betreuer Josef Simon Mitte, von links: Rudolf Röhrich, Seppl Wolf, Franz-Josef Faust, Heini Hild, Manfred Nicklas Vorn: Franz-Josef Nix)
1953 – Seniorenmannschaft (Hinten von links: Walter Gelzenleichter, Hans Sturm, Karl Grauel, Helmut Kaufmann, Werner Betz, Mitte von links: Alfred Mathes, Heinz Willner, Josef Grauel, Vorn von links: Rudolf Röhrich, Franz-Josef Nix, Werner Konka)
1955 – Meister der Kreisliga A Fulda Süd (Hinten von links: Alfred Grauel, Balduin Drewing, O.Radzicewski, Karl Grauel, Heinz Willner, E.Hagemann, Werner Betz, Hans Altmeyer, R.Röhrich, Vorn von links: Werner Konka, Horst Diesterweg, Josef Grauel (es fehlt: Helmut Kaufmann)
1956 – Jugendmannschaft (Hinten von links: Trainer Rudolf Grolig, Heinrich Mathes, Karl-Josef Hausmann, Ullrich Gruber, Leo Groda, Hans-Jürgen Schneider, Mitte von links: Werner Wolf, Konrad Batsch Vorn, von links: Herbert Seifert, Rudolf Noll, Alexander Grauel, Rudolf Grolig, Karl-Heinz Noll )

Die Erfolge unserer 55er- Meistermannschaft beflügelten die Entwicklung der SG Bad Soden nachhaltig, was sich sowohl positiv auf die Mitgliederzahl wie auch auf die Anzahl der am Spielbetrieb teilnehmenden Mannschaften auswirkte. Der Fußball in Bad Soden war nun endgültig in der Mitte der Gesellschaft angekommen und die Mühen der Gründungsväter auf ihrem steinigen Weg waren somit nicht vergebens gewesen.

Wir wollen in diesem Zusammenhang aber auch nicht unsere „Helden von Bern“ vergessen, die ein Jahr zuvor den ersten Weltmeistertitel nach Deutschland holten und damit in unserem Land für einen immensen Popularitätsschub des Fußballs sorgten.

Im Jahr 1957 übernahm Hans Altmeyer den Vorsitz bei der SG Bad Soden, den er bis 1968 bekleidete. Er stand dem Verein in einer sehr wechselhaften Zeit vor.

Der Glanz der 55er- Meistermannschaft verblasste immer mehr, womit eine sportlich sehr schwierige Phase eingeläutet wurde. Einer der Höhepunkte seiner Amtszeit waren die Feiern anlässlich des 50-jährigen Jubiläums im Jahre 1961. Es spielte eine Kreisauswahl gegen seinen Heimatverein Püttlingen. Ein fürchterliches Unwetter hätte fast die Festlichkeiten auf der Bornwiese verhindert. Dank des blendenden Einsatzes von Hans Altmeyer und seinem Team wurde trotz der widrigen Witterungsbedingungen das Fest mit einem großen Erfolg abgeschlossen. Ca. 1500 Zuschauer waren eine beeindruckende Kulisse und eine Bestätigung für den Vorsitzenden Hans Altmeyer.

1961 – Seniorenmannschaft (Hinten von links: Heinrich Mathes, Josef Hausmann, Franz Solero, Konrad Batsch, Jörgen Askild, Josef Grauel, Mitte von links: Helmut Seifert, Werner Betz, Egon Nix, Karl Ballinger, Vorn: Josef Hohmann