(Bericht von osthessen-zeitung.de vom 04.Juni 2024) Bad Soden/Griesheim (pf/pm) – Seit Jahren wird der Traum gehegt, nun ist die große Chance da: Die SG Bad Soden startet am Mittwoch um 19 Uhr in die Relegation zur Fußball-Hessenliga und bekommt es dabei zuerst zuhause mit dem Hessenliga-Vertreter zu tun: Der SC Viktoria Griesheim reist als „Dino“ der höchsten Spielklasse des Landes an, beide wollen sich an der Bornwiese eine gute Ausgangslage fürs Halbfinal-Rückspiel am Samstag verschaffen. Zwei völlig verschiedene Teams prallen aufeinander – Spannung ist garantiert!

Gelassenheit vor den großen Spielen

Der Titelkampf in der Verbandsliga Nord war spannend, ging am Ende an Wolfhagen. CSC Kassel war lange in der Pole Position im Kampf um Platz zwei, ließ dann aber hintenraus Federn. „Das war überraschend, aber die ganze Saison über waren wir beide nicht so stabil, wie man hätte sein können, sonst wären wir Meister geworden“, weiß Sodens Trainer Lars Schmidt. Doch Platz zwei nehmen die Sodener nun gerne mit und starten in die Relegation. Die große Chance auf den Aufstieg, der jahrelang knapp verpasst wurde, ist da. „Wir sind aber völlig entspannt und gehen das jetzt mit einer gewissen Gelassenheit an“, bremst Schmidt – auch, weil er weiß, „dass wir 180 Minuten Zeit haben und nicht gleich mit fliegenden Fahnen alles aufmachen müssen“.

Mit defensiver Stabilität und Ordnung wollen die Sprudelkicker in die Duelle gehen, den Heimvorteil schon am Mittwoch aber auch nutzen: Zweitbestes Heimteam war Soden in der Verbandsliga-Saison, dazu beste Rückrundenmannschaft. Keine einzige Niederlage setzte es an der Bornwiese. Das macht auch den Coach zuversichtlich und beruhigt: „Wir sind gewappnet und fühlen uns gut – es kann losgehen“.

Auch ihre fußballerische Stärke wollen die Sodener natürlich entfalten, müssen dabei aber womöglich ein paar Abstriche machen: Mirza Kovac (Arm gebrochen) fehlt ohnehin, dazu haben Alexander Okyere und Marcel Mosch noch Rückstand und könnten zu Kurzeinsätzen kommen. Mert Pekesen meldete sich aus privaten Gründen beim Training ab, hinter ihm steht noch ein großes Fragezeichen. Den Gegner beobachtete Schmidt zuletzt beim 2:1 gegen Waldgirmes und meint: „Viele junge, aber dennoch ein paar gestandene Spieler wie Dimter in der Defensive oder Erdogan. Sie sind präsent, gehen diesen Weg seit Jahren, es hat immer funktioniert. Keine Frage, das sind interessante Jungs“.

Hinweise zur Parksituation

Aufgrund des erwarteten hohen Besucheraufkommens empfiehlt die SG Bad Soden, frühzeitig anzureisen.Da die Parkmöglichkeiten in unmittelbarer Nähe des Sportplatzes begrenzt sind, werden die Zuschauer gebeten, auch die Parkplätze am alten Sportplatz (Zufahrt über unterer und oberer Hohmühlenweg) zu nutzen. Von dort ist die Spielstätte in wenigen Gehminuten zu erreichen.Weiterhin bittet der Verein um Beachtung, dass anlässlich des Relegationsspiels eine temporäre Einbahnstraßenregelung am unteren Bornweg eingerichtet wird. Anliegerparkplätze und -zufahrten sind freizuhalten. Die SG Bad Soden bedankt sich für das Verständnis.

Griesheimer „Dino“-Status auf dem Prüfstand

Während die Sodener mehr Höhen in dieser Saison erlebten, war es für den SCV eine durchwachsene Runde: 33 Punkte in 34 Spielen, am Ende fehlte ein Zähler, um an Steinbach vorbeizuziehen und den Klassenerhalt direkt fix zu machen. „Eher eine Bestrafung als eine Belohnung“, ist die Relegation für das Team, das um den Klassenerhalt kämpft, sagt Abteilungsleiter Mario Happel. Und mit Kampf kennt sich Griesheim aus: Jahrelang lobt die Konkurrenz die Viktoria, die immer wieder irgendwie dringeblieben ist. „Wir sind der dienst-älteste Hessenligist mit zwölf Jahren, zehn Mal – glaube ich – haben wir es irgendwie hingebogen, einer hat zurückgezogen oder Corona kam“, muss Happel schmunzeln – doch das kann die Griesheimer auch stolz machen, die ihren Weg mit dem Unterbau in den Nachwuchs-Hessenligen und der Spieler-Rekrutierung nie verlassen haben. Das ist auch Sodens Trainer Schmidt aufgefallen.

In diesem Jahr setzte der SCV wieder auf viele junge Spieler, ein neues Trainerteam. „Es war klar, dass es kein Selbstläufer wird, weil wir finanziell auch traditionell nicht so aufgestellt sind wie andere Hessen- oder auch Verbandsligisten“, gibt Happel an. Schlagzeilen gab es im Frühjahr, als die Griesheimer Toptorjäger Luki Matondo nach dessen wohl unabgesprochener Teilnahme am Hallenfußballformat einiger Promis, der „Baller League“, entlassen hatten. Dennoch war die Chance bis zum Ende da: „Der Saisonstart war gut, ab Ende Oktober haben wir den Faden verloren und sind abgerutscht, die letzten Spiele haben wir uns wieder gefangen“. Vier Spiele verlor der SCV nicht mehr, holte dabei zehn Punkte – gegen starke Teams wie Walldorf oder Alzenau. „Das war schon eine Ansage. Den Elan nehmen wir jetzt hoffentlich mit in die Relegation und wissen, dass Bad Soden genau das Gegenteil von uns ist: Viele erfahrene Spieler, die höherklassig gespielt haben“.

Auch Griesheim beobachtete seinen Gegner bereits und stellt sich auf die schnellen Sodener Offensivspieler ein. Was nicht passieren dürfe – wie in der Saison allzu oft – sind späte Gegentore, so Happel. „Das war eben der Unerfahrenheit der Mannschaft geschuldet, aber wir werden uns auf Bad Soden einstellen“. Abfahrt ist für die Gäste am Mittwoch um 16 Uhr – „schwierig, weil jeder bei uns arbeitet, aber immer noch besser, als mittwochs nach Kassel zu fahren“, meint Happel, der für das Rückspiel am Samstag (18 Uhr) hofft, dass es auf den Griesheimer Rasen geht: „Wenn es freitags regnete, hat uns die Stadt schon oft den Platz gesperrt und wir mussten auf den Kunstrasen. Da stecken wir nicht drin“. Mit vereinten Kräften will die Viktoria ein weiteres Mal auf irgendeine Art und Weise die Klasse halten, wenngleich auch die Griesheimer merken, dass es im Fußball immer schwerer wird: „Corona merkt man hier immer noch extrem, bis in die Jugend, bei den Zuschauerzahlen und Sponsoren. Es sind ganze Jahrgänge weggebrochen, die Kinder suchen sich Individualsportarten“.

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