(Bericht von osthessen-zeitung.de vom 11.Juni 2024) Hanau (pf) – Eine Halbzeit hat gefehlt zum historischen Triumph: Die SG Bad Soden verpasste am Dienstagabend beim 1:3 (1:0) in Hanau gegen die TuS Hornau den Wiederaufstieg in die Fußball-Hessenliga nach langen 27 Jahren, die nun mindestens noch um eines länger werden. In einem hitzigen, über viele Phasen ausgeglichenen Finale vor über 1500 Zuschauern legte Soden zwar vor, doch musste in Hälfte zwei die Unbekümmertheit der TuS über sich ergehen lassen, die damit in Hessens Oberhaus durchmarschieren (update 21.30 Uhr).

Hornau schreibt sein Märchen weiter, das vor wenigen Jahren in der Kreisoberliga begann und in dem nun die Verbandsliga Mitte nur eine Durchgangsstation für ein Jahr war: Die im Schnitt fast sieben Jahre jüngere Mannschaft aus Kelkheim – auch an diesem Abend, was die Startelf anging – schockte die Sprudelkicker in der zweiten Halbzeit und drehte das Spiel auf den Kopf, angepeitscht von vielen Fans im stimmungsvollen Herbert-Dröse-Stadion.

Da half es Bad Soden auch nicht, dass der sich eigentlich im Karriereende befindliche Christian Pospischil plötzlich wieder mit dabei war und eine halbe Stunde mithalf: Der 39-jährige ehemalige Zweitligaspieler kam in Halbzeit zwei nach dem zwischenzeitlichen Hornauer Ausgleich, konnte das Ruder aber auch nicht mehr rumreißen. Die Sodener Defensive wirkte in diesem Finale über manche Phasen wackelig, in der Offensive fehlte die Kaltschnäuzigkeit, die Genauigkeit im Abschluss oder der letzte Pass.

Das wiederum verkörperte Hornaus Ballermann Krish Raweri wie kein anderer: Den 20-Jährigen, der in der Saison schon 31 Tore schoss, höherklassige Begehrlichkeiten weckte und auch im Relegations-Halbfinale gegen Neu-Isenburg kaum zu bremsen war, konnte Soden nicht gänzlich aus dem Spiel nehmen. Den Ausgleich hatte Raweri selbst besorgt, durfte bei Wintermeiers Kopfball zum 2:1 nebenstehend zuschauen und verletzte mit dem 3:1 kurz vor Schluss alle mitgereisten Hornauer in Ekstase – gleichzeitig sein letztes Tor für den Verein. Alle in Rot stürmten auf den Platz, das grüne Lager hingegen trauerte. Nach 27 Jahren Abwesenheit gelang die Rückkehr in Hessens Oberhaus nicht.

„Wir haben eine gute erste Halbzeit gespielt, aber wussten, dass wir auf die Bälle hinter die letzte Reihe aufpassen müssen“, sagte Sodens Trainer Lars Schmidt niedergeschlagen – denn genau wie angesprochen, kam es dann, dass Raweri mit seinem Tempo durchbrach und auf 1:1 stellte. „Aus einer Situation heraus, wo wir im Mittelfeld keinen Druck erzeugt haben. Danach haben wir zwei Situationen, die wir durchaus verteidigen können, kriegen aber so die Gegentore und dann verlierst du das Spiel“, so Schmidt, der Hornau fair gratulierte und nur noch konstatieren konnte, „dass wir heute einfach zu wenig aus den Chancen gemacht haben“.

Ganz anders die Gefühlslage bei TuS-Trainer Andreas Klöckner, der vor Stolz auf seine Mannschaft nur so platzte: „Wir haben uns vor der Pause schwergetan, Bad Soden war sehr ballsicher. In der Halbzeit haben wir gesagt, dass wir einfach nur alles geben wollen, wir hatten nichts zu verlieren, und die Jungs haben ihr Herz auf dem Platz gelassen. Das war sensationell, so eine Gier, so ein Hunger, das macht mich sprachlos. Vor einem Jahr haben wir noch Gruppenliga gespielt“, musste Klöckner den Erfolg erstmal einordnen und teilte Sonderlob an die Fans und Torjäger Raweri aus: „Es waren bestimmt 800, 900 Hornauer hier, das ganze Stadion voll. Das genießen wir jetzt einfach nur zusammen. Und Krish war immer da, wenn wir ihn gebraucht haben, auch heute wieder“.

Bad Soden: Ersöz; Demuth (74. Mosch), Hilchenbach, Huhn, Mezini, Pekesen, Zeller (60. Pospischil), Ehlert (85. Becirovic), Fiorentino, Noori, Kymlicka.

TuS Hornau: Archut; Hein, Baltes, Bruni (46. Wintermeier), Neukum, Hofmann (76. Drettas), Andreutti (84. Lange), Sexauer (90.+2 Erbe), Schulze Solano (90.+4 Böhmig), Raweri, Redai.

Schiedsrichter: Tim Waldinger (Rauschenberg)

Tore: 1:0 Mert Pekesen (13.), 1:1 Krish Raweri (53.), 1:2 Lukas Wintermeier (67.), 1:3 Krish Raweri (86.)

Zuschauer: 1540

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