(Bericht von osthessen-zeitung.de vom 10.Juni 2024) Bad Soden (pf) – Der ganz große Showdown im Hanauer Herbert-Dröse-Stadion: Im letzten höchstklassigen Relegationsspiel auf Landesebene kreuzen am Dienstag (19 Uhr) die SG Bad Soden und TuS Hornau die Klingen, um den letzten Startplatz für die Fußball-Hessenliga 2024/25 auszufüllen. Die Vorfreude bei den Sprudelkickern auf das größte Spiel der jüngeren Vereinsgeschichte ist riesig, die Brust nach dem erfolgreichen Halbfinale breit. Als Favorit sehen sich die Sodener im Duell der Generationen gegen eine junge Hornauer Mannschaft aber nicht.
Die Mannschaft der SG Bad Soden ist bereit und will den großen Coup endlich landen: Nur noch das Finale gegen Hornau trennt die Sprudelkicker vom Hessenliga-Aufstieg. Fotomontage: Görlich Media
Pure Gelassenheit herrschte bei den Sprudelkickern und Trainer Lars Schmidt nach eigener Aussage vor den Halbfinals, in denen sich Soden mit dem 5:4 zuhause und dem 2:2 in Griesheim ins Finale vorarbeitete. Gelassen dürfte über weite Strecken dieser 180 Minuten kein Zuschauer gewesen sein, der es mit den Sodenern hält. Und nun, kurz vor dem großen Finale um den Hessenliga-Aufstieg gegen TuS Hornau, ist endlich Vorfreude spürbar im Lager des Nord-Verbandsligisten.
„Wir sind immer noch gelassen, aber natürlich ist Vorfreude da. Es ist eine schöne Situation für den Verein und die ganze Mannschaft“, sagt Schmidt, dessen Teams als erfahreneres gilt, während mit Hornau eine junge, hungrige Truppe wartet, die im ersten Verbandsliga-Jahr gleich Vizemeister der Verbandsliga Mitte wurde und den Durchmarsch schaffen kann. Auf dem Weg dahin schaltete Hornau den SV Pars Neu-Isenburg aus, mit zwei Siegen, einer davon begünstigt durch Überzahl nach Platzverweis. Die Favoritenrolle nimmt Schmidt aber vehement nicht an, „wir haben uns natürlich Videomaterial angeschaut, es wäre übertrieben, von einer der beiden Mannschaften als Favorit zu sprechen“, findet Sodens Trainer, der seine Kontakte nach Südhessen hat spielen lassen und sich Informationen zum Gegner eingeholt hat. Zum Vergleich: Bei den Halbfinal-Rückspielen am Samstag stand bei Soden eine Startelf mit dem Durchschnittsalter von 30,18 auf dem Platz (selbst ohne den 39-jährigen Fiorentino noch 29,3), bei Hornau im Schnitt 23,5.
90, vielleicht 120 Minuten bis hin zum Elfmeterschießen – egal wie: Ein Spiel trennt beide vom Hessenliga-Aufstieg, vom großen Traum. „Letztlich haben wir uns über Wochen dahin gekämpft und gespielt, uns diese Chance erarbeitet. Jetzt müssen wir gucken, dass wir einen Mix aus der offensiven Leistung vom Hinspiel gegen Griesheim, zumindest die ersten 60 Minuten, und der Defensive von der zweiten Halbzeit im Rückspiel hinbekommen. Dann ist alles offen“, sagt Schmidt. Sein Kapitän Christoph Neiter verletzte sich beim Rückspiel in Griesheim und ist noch fraglich, womöglich wird über einen Einsatz erst kurzfristig nach dem Abschlusstraining am Montag oder am Spieltag selbst entschieden. Dafür ist Anto Vinojcic wieder mit dabei, der zuletzt grippekrank fehlte. „Damit haben wir zumindest eine Option mehr. Ansonsten ist das dabei, was bisher in der Relegation am Platz stand“, sagt Schmidt zum Personal.
Ein „riesiger“ Platz im Hanauer Herbert-Dröse-Stadion kommt den Fußballern besonders zugute, der Rahmen für ein würdiges Finale um das letzte Hessenliga-Ticket steht. Geschichte wird in jedem Fall geschrieben, die Frage ist nur, auf welcher Seite sie positiv endet. „Es bringt ja nichts, uns damit zu beschäftigen, was wäre oder könnte. Wir wollen einfach mit Freude und Leistungsbereitschaft in dieses Spiel gehen, ohne verkrampft zu sein“, schwört Schmidt seine Truppe ein.
Hornau mit jungen Wilden ins „Spiel des Lebens“
Hornau (pf) – Der große Traum Hessenliga-Aufstieg lebt nicht nur bei den Fußballern der SG Bad Soden: Auch Finalgegner TuS Hornau schwebt auf Wolke sieben, nachdem erst im vergangenen Jahr der Aufstieg aus der Gruppen- in die Verbandsliga gelang. Vor dem Duell am Dienstag (19 Uhr) in Hanau gegen die Sprudelkicker sprüht der gesamte Club aus dem 4100-Seelen-Stadtteil Kelkheims vor Begeisterung und Vorfreude.
Die TuS Hornau stehen vor dem größten Spiel der Vereinsgeschichte. Foto: Verein/ www.tus-hornau.de/
Die Turn- und Sportfreunde Hornau legten in den vergangenen Jahren schlichtweg eine wahnsinnige Entwicklung hin – von der Kreisoberliga zum „Spiel des Lebens“, wie es Trainer Andreas Klöckner formuliert: „Wir haben vorher noch nie Verbandsliga gespielt, und vielleicht kommen wir nie wieder dahin, wo wir jetzt sind“.
Hornau ging als Tabellenzweiter der Verbandsliga Mitte hinter Meister TSV Steinbach Haiger II in die Relegation. 66 Punkte holte Hornau in 32 Spielen in der regulären Saison (Soden holte 70). Die TuS hatte mit 83 Toren und 41 Gegentoren sowohl die zweitbeste Offensive als auch Defensive de Mitte-Gruppe, platzierte sich damit vor ehemaligen Hessenligisten wie Ederbergland oder Hadamar. Besonders zuhause am „Reis“ war das Team um Trainer Andreas Klöckner stark, das im Halbfinale den SV Pars Neu-Isenburg (5:1 und 1:0) ausgeschaltet hatte.
Imposant ist die Entwicklung, die Sodens Gegner hingelegt hat: Erst 2020 war Hornau aus der KOL Maintaunus aufgestiegen, damals durch die Quotientenregel wegen Corona, erst im vergangenen Jahr wurde Hornau Meister der Gruppenliga Wiesbaden und kann nun den Durchmarsch in die Hessenliga schaffen. Die Namen der Spieler sind in Osthessen weniger geläufig, aufpassen muss Soden aber auf Krish Raweri, der mit 31 Treffern Torschützenkönig der Verbandsliga Mitte wurde und beim 5:1 im Halbfinal-Hinspiel in Neu-Isenburg noch vier Buden nachlegte. Der 20-jährige Torjäger war vor der Saison aus Königstein nach Hornau gewechselt.
Trainer Klöckner coacht die TuS schon seit 2018, ist erst 37 Jahre jung und führte den Club nach oben bis in die Hessenliga-Relegation. „Ich habe in der Jugend angefangen, habe den 2000er-Jahrgang von den Bambinis bis nach oben mitgenommen und bin dann bei den Senioren gelandet“, erzählt er über seine Trainerlaufbahn – und der Stolz über das eigene Team schwingt mit: „Die Mannschaft ist einfach sehr geschlossen, zwar noch sehr jung, sie macht auch den ein oder anderen Fehler, aber das machen die Jungs durch ihren Einsatz wett. Sie verstehen sich untereinander super“.
Großer Respekt vor Bad Soden
Auf die Unterstützung der Fans kann Hornau auch in Hanau zählen, Klöckner war schon bei den ersten beiden Relegationsspielen begeistert: „Sie stehen hinter uns – und ich sehe uns immer noch als kleinen Verein. Das ist für uns ein Riesen Highlight“. Der Rasen liege seinem Team eher, gibt der Coach an, auch wenn beide Duelle gegen Neu-Isenburg auf Kunstrasen ausgetragen worden sind, als den Kelkheimern der Platzverweis gegen den Gegner im Hinspiel sehr gelegen kam. „Ansonsten waren es Duelle auf Augenhöhe“, meint der Trainer, der nun gegen Bad Soden genau weiß, was auf seine TuS zukommt: „Brutale Qualität, da kann man theoretisch alle Spieler aufzählen. Viele sind höherklassig erfahren, das ist eigentlich die Mannschaft, die man sich in so einer Relegation vorstellt, wobei Bad Soden schon locker Hessenliga-Niveau hat. Das ist schon sensationell, was sie vorne drauf haben“, so Klöckner. Doch die Ausgangslage ist für beide gleich: 90 Minuten, vielleicht 120, trennen sowohl Soden als auch Hornau von der Hessenliga. „Es war vor der Saison nicht so geplant – aber wenn man die Chance hat, will man sie natürlich nutzen“, macht Klöckner deutlich, weiß aber auch: „Wenn es nicht klappt, wird bei uns nichts einbrechen“.